Die Maschenprobe Nr 2: nur gewaschen passt's! (WollWissen #4)
In der Folge #2 von "Wollwissen" haben wir ausführlich über Wohl und Übel der Maschnprobe diskutiert.
Ich habe euch gezeigt, warum sie wichtig ist und dass es durchaus einen Unterschied machen kann, ob man in Reihen oder in Runden strickt.
Nachdem wir das alle mit knirschenden Zähnen eingesehen haben, dass 15min Maschenprobe besser sind, als 6 Wochen Gestricksel wieder aufzutrennen, komme ich auch noch mit einem weiteren Thema daher, das deinen Traumpulli verhindert. Eine Frechheit! :)

Wenn man ein neues Garn verwendet, mit dem man zuvor noch nie gestrickt hat, sollte man die Maschenprobe unbedingt waschen, bevor man die Reihen und Anzahl der Maschen auszählt. In Englischen Anleitungen steht oft bei "gauge" dabei, dass die Werte für "blocked", also gewaschen und gespannt gelten.
Warum das Ganze? Warum noch länger warten, bis man endlich losstricken darf?
Das mag ich dir gerne erklären:
Viele Garne wachsen, sobald sie gewaschen werden.
Und so wird aus einem perfekt passenden Pullover der Gr. M nach dem Waschen plötzlich eine L bis XL. (Mir schon passiert und ich habe mich tierisch geärgert.)
Und jetzt?
Frustriert liegt der Pullover jetzt im den Korb der Schande und ich habe ihn 3 Jahre nicht angeschaut.
Mit Pech (oder Glück?) genießt man in den 3 Jahren so viel Plätzchen und Eiscreme, dass der Pulli dann von selbst passt.
Andernfalls heißt es: ribbeln und neu stricken!
Da ich glücklicherweise nicht genügend Plätzchen gegessen habe, werde ich mich wohl demnächst mal hinsetzen und das ganze Teil neu stricken...
Und damit dir genau das nicht passiert, solltest du die Maschenprobe immer waschen und spannen.
Achte ein Bisschen auf die Wassertemperatur und überlege, ob du das fertige Kleidungsstück von Hand oder in der Maschine waschen willst. Genau so solltest du das Probeläppchen waschen.
Gründe für das Wachstum sind vor allem Material, Zusammensetzung und Zwirnung. Grade durch die Zwirnung kann es durchaus vorkommen, dass 2 Garne mit gleicher Zusammensetzung sich im Nass-Zustand unterschiedlich verhalten.
Hier ein kleines Beispiel:
Aktuell stricke ich ein Top aus der Merino Silk Sock.
Da ich ein kleines Maschenmaß (5x5cm) verwende, habe ich nur knapp 8cm für die Maschenprobe gestrickt. Nach dem Waschen ist es auf knapp 9cm gewachsen! Das sind gut 12%.
Klingt jetzt erst mal nicht nach viel.
Aber:
Wenn dein Pullover eine fertige Länge 65cm hat, ist er nach dem Waschen 73cm lang. Also 8 cm länger als du es gerne hättest.

Einige Garne wachsen noch deutlich mehr. Da kann es auch mal zu 25% Wachstum kommen. Und schon wäre der Pulli über 81cm in der Länge und reicht dir fast bis zu den Knien!
Auch die Weite und die allgemeine Passform werden vom Wachstum eines Garns beeinflusst. Und schnell wird aus einem figurbetonten Top ein Kartoffelsack.
Wär doch echt schade!
Also:
So sehr die Maschenprobe nervt:
Um dich vor Enttäuschungen zu bewahren, solltest du sie wirklich stricken und auf jeden Fall auch waschen!
Im Muster, in der Runde/Reihe und dann so behandeln, wie das fertige strickstück künftig gepflegt wird.
Sorry! :)
Servus,
Stardy